24.03.25
13.03.25
Die Unerhörten (A Rarities Compilation) — B-Sides, Outtakes, Demos, Collaborations
Wenn wir die Stücke anhören, die wir hier anlässlich unseres 15-jährigen Bandbestehens zusammengestellt haben, fühlt sich das auch genauso an: 15 Jahre Messer. 15 Jahre, in denen so einiges passiert ist. Ob wir damals wirklich geglaubt haben, dass es dann wirklich so lange hält, weiß keiner mehr. Aber wir hatten den Plan und haben das auch so gesagt: Diese Band soll es für immer geben. Und mit ihr soll musikalisch alles möglich sein. Wir hören nur auf uns! Anhand der B-Seiten, Outtakes, Demos und Kollaborationen lässt sich dieses Selbstverständnis nachzeichnen – so ist uns Die Unerhörten auch eine Möglichkeit, anhand dieses merkwürdigen Querschnitts jener Musik, die um die Alben geistert aber eben in dieser Form nicht darauf gelandet ist, bewusst zu machen, was mit uns und unserer Band alles geschehen ist. Die hier versammelten Songs sind Stationen, an denen sich an Freundinnen und Freunde erinnern lässt, die in und um die Band mal dabei waren, mit denen wir gespielt haben oder die wir als Gäste begrüßen durften. Sie führen zu Demut vor diesen Erfahrungen. Sie fangen an mancher Stelle auch ein, was hätte sein können: Straßenschilder an Weggabelungen, deren Abzweigung in eine unbekannte Richtung man dann eben nicht genommen hat. Oder dann doch genommen hat. Sie dokumentieren Experimente, die wir unternommen haben, Beiträge, mit denen wir uns in eine Nachbarschaft zu Künstlern begeben haben, die wir schätzen. Wir erinnern beim Hören auch so manchen Schmerz, am Rücken, den Händen, der Stimme, dem Nervenkostüm. Das einzige Sprichwort, das stimmt: Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne. Wir wollen die Zeit dieser Dokumente nicht missen und sind froh, dass sie nun als digitale Compilation die Ideen, Versuche und Versionen eine Vergangenheit hörbar machen, die in die Gegenwart dieser Band geführt haben. Gerade gegen Ende, wenn wir in die ersten Aufnahmen kommen, findet sich dabei die Konservierung einer unfassbaren und für Messer existentiell wichtigen Energie, die das Leben von uns Klingen verändert hat und die uns noch immer trägt, der wir nachspüren und die wir auch in Zukunft anzapfen werden. Zwischen »Kleiner Hund« (Arbeitstitel), der ersten bekannten Aufnahme aus unserem damaligen feuchten Proberaum in Münsters Kanalisation, hin zu »Was ist das?«, der jüngsten Songskizze, liegt unsere Geschichte. Vor unseren inneren Augen sehen wir dabei Bilder und Bewegungen ablaufen, in denen wir uns in komischen Klamotten antreffen, glücklich, wütend, hochkonzentriert, besoffen, amüsiert, beseelt, euphorisch oder traurig. Das macht Spaß! Darum geht es.
– Gruppe Messer im Dezember 2024
Tracklist:
1. Was ist das
2. Leben den Lebenden
3. Idylle — feat. Vaovao
4. Die Furcht — B-Seite Anorak 7"
5. Heroin — Die Liebe frisst das Leben Soundtrack
6. Kachelbad (Prolog) — Kachelbad 12"
7. Bonnie & Clyde — feat. Dagobert - TCM-Tones 12"
8. Angeschossen — 2012 Demo
9. Die kapieren nicht — 2012 Demo
10. Das Versteck der Muräne — 2012 Demo
11. Platzpatronen — 2012 Demo
12. Neonlicht — 2012 Demo
13. Gegen Ende — This Charming Man Labeltour 12"
14. Ich war tot — Augen 7"
15. Picknick am Wegesrand — Augen 7"
16. Abel Nema — Alle Tage Demo
17. Fieberträume — Alle Tage Demo
18. Gassenhauer — Alle Tage Demo
19. Augen in der Dunkelheit — Probe 04/2010
21.12.24
»15 Jahre Messer!« Tour 2025
14.03.2025 Münster — B-Side & Velcros, Timm Völker
15.03.2025 Köln — Radio 674.fm & Velcros, Timm Völker
16.03.2025 Göttingen — Dots & Timm Völker
17.03.2025 Berlin — Schokoladen & Timm Völker
18.03.2025 Mainz — Schon Schön & Timm Völker
19.03.2025 Ulm — Gold & Timm Völker
20.03.2025 Freiburg — Slow Club & Timm Völker
21.03.2025 Wasserburg — Kinowerkstatt & Timm Völker
22.03.2025 Nürnberg — Club Stereo & Timm Völker
Vorverkauf:
27.09.24
»Umwege / Abkürzungen«
Die Geburtsstunde unserer Band fand in einer Sackgasse statt. Nach vielen Jahren im Lärm verzerrter Gitarren wollten wir eine Band gründen, die alles prinzipiell anders machte: Gar keine Gitarren mehr. Beeindruckt von der Synth-Punk-Band The Units, die schon Ende der Siebzigerjahre radikal gegen Gitarren agitierte, aber Konzerte mit den Dead Kennedys spielte, wollten auch wir jetzt eine Punkband ohne Gitarren gründen. Wir hatten Techno für uns entdeckt, pendelten manchmal von Münster nach Köln zur Total Confusion Party und berieten uns auf den Zugfahrten über die Identität dieser neuen Band, die entstehen sollte. Nach zwei Proben im April 2010 in der Besetzung Schlagzeug-Bass-Synthie-Gesang, auf denen immerhin eine frühe Version von „Augen in der Dunkelheit“ entstand, gaben wir das Vorhaben auf. Die Energie, die wir erzeugen wollten, schien sich mit diesem Instrumentarium nicht einstellen zu wollen.
Also zurück zur Gitarre. Informiert von Krautrock und Sonic Youth, fühlten wir uns in der Welt der Gitarre so zu Hause, dass uns nun auf einmal die Songs unseres ersten Albums ganz schnell zufielen. Doch die Idee, unsere neue Band klanglich in jeder Hinsicht geöffnet zu halten, blieb. Schon auf unserer ersten 7“-EP Augen sollte ein Remix enthalten sein. Wir klopften an bei unserem alten Bekannten Florian Pühs, zuvor Sänger der legendären Thrashcore-Band Surf Nazis Must Die und der NDW-Gruppe Herpes und mittlerweile, das hatten wir mitbekommen, am Herumprobieren mit Dubtechno-Tracks. Er produzierte eine Version von „Fieberträume“, für die Hendrik die Vocals noch einmal ruhig gesprochen neu aufnahm.
Ein Jahr später: Für die 7“ zu Neonlicht hatten wir keine B-Seite, weil alle neuen Songs, die wir für Die Unsichtbaren geschrieben hatten, auf das Album sollten. Einen Überhang gab es nicht. Diesmal fragten wir Max Rieger, Sänger und Gitarrist von Die Nerven, mit denen wir damals regelmäßig zusammenspielten. Er war gerade dabei, sein Soloprojekt All diese Gewalt aus der Taufe zu heben. Sein Remix von „Gassenhauer“ trägt schon die charakteristischen Züge, die später auch seine eigenen Alben auszeichnen würden. Eine bemerkenswerte Anekdote: Versehentlich erhielt Max zunächst die Spuren unserer Demoversion des Songs, weswegen sein Remix auch noch in der Endfassung den wesentlich härteren Gesang unseres Demotapes von 2011 enthält, wenn auch die Instrumente gegen die Spuren der Albumversion ausgetauscht wurden.
Für die Kachelbad 12“, den Vorboten zu unserem dritten Album Jalousie, wollten wir zum ersten Mal mehrere Remixe auf einer Platte vereinen. Der Song „Detektive“ schien uns von Anfang an dafür prädestiniert, basiert der ja ohnehin auf einer Four-to-the-Floor-Bassdrum. Schon seit den ersten Releases waren wir Fans der britischen Band Factory Floor, die uns sehr genau vorgeführt hatte, wie der Weg von Post-Punk zu Techno führt. Die Zusage von Nik Void brachte uns komplett aus dem Häuschen, genau wie ihr Remix, den wir wenig später erhielten. Unser damals noch neuer Gitarrist Milek steuerte ebenfalls einen trippy Remix bei, den wir bis heute für einen der besten halten. Elias Lichtblick alias She Has A Cold Cold Heart verlangsamte den Song und exponierte Manuel Chittkas wilden Bongos in einem schleppenden Groove. Vor unserer Jalousie-Tour lieferte Max Rieger dann noch einen wundervollen All diese Gewalt-Remix für „Im Jahr der Obsessionen“ ab, der damals mit einem ebenso eindrucksvollen Musikvideo von Dennis Zyche veröffentlicht wurde.
Eine Runde weiter, für die Digital-Single von „Der Mieter“, fragten wir bei unserem Freund Kimmo Saastamoinen aus Helsinki an. Wie zu den meisten hier versammelten Musikern verbindet uns auch zu ihm eine alte, immer eng gebliebene Freundschaft aus Hardcore-Tagen. Kimmo hatte bereits als Toto Belmont erste Tracks veröffentlicht, unsere Anfrage erschien naheliegend. Seine schnelle Dubtechno-Version von „Anorak“ begeisterte uns. Als die Pandemie ausbrach, unsere Tour ausfiel und sowieso alles brachlag, kam im ohnehin stetigen Austausch mit Kimmo die Idee auf, gleich ein ganzes Dub-Pendant zu No Future Days zu produzieren. Insofern das 2021 erschienene Album No Future Dubs als ein Album in its own right zu begreifen ist, wurde es auf dieser Compilation ausgeklammert. Nicht ausgeklammert jedoch sind die beiden B-Seiten-Tracks „Tapetenhof“ und „Mexiko Air One“, die zusätzlich zum Album entstanden sind. Veröffentlicht wurde die „No Future Dubs“ LP auf dem Hannoveraner House-Label Turnland Records, das von unserem alten Freund Felix Wende alias Felice betrieben wird. Dieser meldete nun sein Interesse an, sich auch mal an einem Remix zu versuchen.
Nun war die Idee zur vorliegenden Compilation geboren: Felice‘ neuer Remix sollte mit allen weiteren ein gebündeltes Digital-Release erhalten. So entstand zugleich Platz für weitere neue Versionen: Schon lange triezen wir unsere hervorragende Fachkraft für Tontechnik, Alexander von Hörsten, der an den Produktionen von Kratermusik und No Future Dubs beteiligt war und auf unseren Konzerten live am Mischpult mit Effektgeräten zaubert, doch endlich einmal seine eigenen Produktionen zu veröffentlichen, an denen er bisher immer nur im stillen Kämmerlein gearbeitet hatte. Mit seiner dubby U-Boot-Version von „Taucher“ gibt er nun also sein überfälliges Produktionsdebüt und deckt die kosmischen Qualitäten des Meeresgrundes auf. Dann sprang unser alter Freund Samuel Savenberg auf: Seine production skills und seine im ästhetischen Sinne nihilistische Fantasie haben wir auf dem Kieker, seit seine großartige Doom-Hardcore-Band Seed of Pain dahinschied und er die musikalischen Mittel wechselte. Klar also, dass seine Fassung von „Oswalth (1 2 3 4)“ uns direkt umwarf. Zuletzt äußerte unsere Freundin Pola Lia Levy vom Duo Dews, sie habe Lust, sich an einer Bearbeitung zu versuchen: Sie zerlegte „Im falschen Traum“, übrigens ein Stück, auf dem sie ohnehin mit Backing Vocals zu hören ist, in seine Einzelteile und komponierte aus ihnen einfach einen neuen Song, für den sie komplett neue Vocals einsang.
Was von uns hochgeschätzte Musikerinnen und Musiker aus unseren Songs machen, wenn wir ihnen freie Hand lassen, schafft uns ein Vergnügen, für das wir all diesen lieben Menschen zutiefst dankbar sind. Wie schlüssig und rund sich die Remixe aus all den Jahren anhören, wenn man sie an ein Stück reiht, ist geradezu ein kleines Wunder. Insofern ist diese Compilation nicht nur das Produkt des komplettistischen Spleens von Archivaren, sondern auch eine Geschichte von Geschenken, die wir in den ganzen Jahren unseres Bestehens bekommen haben, – und ein Dokument unserer freundschaftlichen wie ästhetischen Beziehungen. We’re not in this alone.
— Gruppe Messer im Juni 2024
1. Taucher (Alexander von Hörsten in the Yellow Dubmarine) – new!
2. Im falschen Traum (Felice Remix) – new!
3. Im falschen Traum (Pola X Rework) – new!
4. Oswalth (1 2 3 4) (Samuel Savenberg Remix) – new!
5. Tapetenhof (Toto Belmont) – Digital-B-Seite Versiegelter Dub II
6. Mexiko Air One (Toto Belmont) – Digital-B-Seite Tiefenrausch IIb
7. Anorak (Toto Belmont A No. 2) – Digital-B-Seite Der Mieter
8. Im Jahr der Obsessionen (All diese Gewalt Remix) – Video-only
9. Detektive (Thomas Moebius Remix) – Kachelbad 12" EP
10. Detektive (Nik Void / Factory Floor Remix) – Kachelbad 12" EP
11. Detektive (She Has a Cold Cold Heart Remix) – Kachelbad 12" EP
12. Gassenhauer (All diese Gewalt Remix) – B-Seite Neonlicht 7"
13. Rückfall ins Fieber (Florian Pühs Rework) – Augen 7" EP
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